Eine barrierefreie Webseite ist auch für Seitenbetreiber relevant, bei denen Menschen mit Sehbehinderungen nicht zur primären Zielgruppe gehören. Die Vorteile barrierefreier Gestaltung gehen über die reine Benutzerfreundlichkeit für Menschen mit Einschränkungen hinaus und wirken sich positiv auf verschiedene Aspekte der Webseite und des Unternehmens aus.
Gründe für eine barrierefreie Webseite
Verbesserte Benutzerfreundlichkeit für alle Nutzer Barrierefreie Webseiten bieten eine klar strukturierte und leicht verständliche Navigation und sind einfacher zu bedienen. Klare Kontraste, einfache Lesbarkeit und logische Seitenstrukturierung verbessern die User Experience insgesamt. Auch Menschen ohne Einschränkungen profitieren von einer leichteren Orientierung und einem schnellen Zugang zu den gewünschten Inhalten. Durch eine barrierefreie Webseite erreichen Sie nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch ältere Nutzer, Nutzer mit temporären Beeinträchtigungen.
Suchmaschinenoptimierung (SEO) Barrierefreiheit und SEO sind eng miteinander verknüpft. Eine barrierefreie Seite wird von Suchmaschinen besser indexiert, da gut strukturierte Inhalte, alternative Textbeschreibungen und optimierte Navigationspfade von Suchmaschinen besser „gelesen“ und bewertet werden können, was sich positiv das Ranking und damit den organischen Traffic auswirkt.
Zukunftssicherheit und rechtliche Absicherung Barrierefreiheit ist zunehmend gesetzlich gefordert, um Diskriminierung zu vermeiden. Ein Beispiel ist die EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit von Webseiten. Wenn eine Webseite barrierefrei gestaltet ist, ist sie in vielen Fällen auch für zukünftige rechtliche Anforderungen gewappnet, was potenzielle Rechtsstreitigkeiten vermeidet. Für die meisten rechtlichen Elemente auf Webseiten gelten nach den Web Content Accessibility Guidelines zudem Mindestgrenzen für das Kontrastverhältnis von 7:1 beziehungsweise 4,5:1. Beispielsweise für die Buttons von Cookie-Bannern und deren Rechtstexten sowie für rechtliche Links, die zum Impressum oder der Datenschutzerklärung führen.
Aspekte einer barrierefreien Webseite
Die folgenden Aspekte sind besonders wichtig, um sicherzustellen, dass die Seite den Anforderungen der Barrierefreiheit entspricht:
Klare und einfache Navigation Eine barrierefreie Webseite muss über eine intuitive und leicht verständliche Navigation verfügen. Menüstrukturen sollten logisch aufgebaut und klar beschriftet sein. Eine gut strukturierte, hierarchische Seitenarchitektur erleichtert Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Blinden die Orientierung.
Alternativtexte für Bilder Bilder und grafische Inhalte sollten mit Alternativtexten (Alt-Text) versehen sein. Diese Texte werden von Screenreadern vorgelesen und sind besonders für Menschen mit Sehbehinderungen wichtig, um die Inhalte der Bilder zu verstehen. Alternativtexte sollten beschreibend und informativ sein, ohne überflüssige Details.
Hoher Farbkontrast und einfache Lesbarkeit Der Farbkontrast zwischen Text und Hintergrund sollte ausreichend hoch sein, damit Texte auch bei eingeschränkter Sehfähigkeit gut lesbar sind. Helle Schrift auf dunklem Hintergrund oder umgekehrt sorgt für bessere Lesbarkeit. Auf komplexe Muster im Hintergrund und grelle Farbkombinationen sollte verzichtet werden.
Skalierbare Schriftgrößen Nutzer sollten die Möglichkeit haben, die Schriftgröße zu vergrößern, ohne dass die Lesbarkeit leidet oder die Seite unübersichtlich wird. Dies kann durch relative Größenangaben im CSS ermöglicht werden.
Tastaturzugänglichkeit Die Seite muss vollständig mit der Tastatur navigierbar sein, da viele Menschen mit körperlichen Einschränkungen keine Maus verwenden können. Über die Tabulator-Taste sollten alle interaktiven Elemente der Reihe nach angesteuert werden können. Wichtige Funktionen und Links sollten über deutlich sichtbare Fokusindikatoren verfügen.
Beschreibungen und Anweisungen Formulare und interaktive Inhalte sollten mit klaren Beschreibungen und Anweisungen versehen sein. Labels bei Eingabefeldern und Tooltips helfen Nutzern mit Screenreadern und kognitiven Einschränkungen, die Funktionen richtig zu verstehen. Fehlermeldungen sollten klar und einfach verständlich sein.
Vermeidung blinkender oder flackernder Elemente Blinkende und flackernde Inhalte können bei Menschen mit Epilepsie Anfälle auslösen und sollten daher vermieden werden. Wenn sie dennoch eingesetzt werden, sollte eine Möglichkeit zum Abschalten oder Pausieren der Animationen angeboten werden. Jedoch sind derartige Elemente auch schon aus minimalistischen Gesichtspunkten und dem Ziel die Besucher auf die wesentlichen CTAs zu lenken eher unpraktisch.
Barrierefreiheit und mobile Nutzer: Mobile Geräte haben spezielle Anforderungen an Barrierefreiheit. Buttons und Links sollten groß genug sein, um leicht mit dem Finger getippt zu werden, um eine reibungslose Touchscreen-Navigation zu ermöglichen, Nutzer müssen mit der Zoom-Funktion die Inhalte problemlos vergrößern können, ohne dass das Layout zerstört wird. Einige mobile Nutzer verwenden Sprachassistenten oder Screenreader – stellen Sie sicher, dass alle interaktiven Elemente sprachgesteuert sind. esten Sie Ihre Webseite auf verschiedenen Geräten, um sicherzustellen, dass sie auf mobilen Endgeräten ebenso barrierefrei ist wie auf Desktops.
Praktische Tools zur Prüfung der Barrierefreiheit (Neues Kapitel)
Es existieren zahlreiche kostenlose Tools, um die Barrierefreiheit der eigenen Webseite zu überprüfen.
- Lighthouse von Google: Bewertet die Barrierefreiheit Ihrer Webseite und liefert Verbesserungsvorschläge. Lighthouse ist ein kostenloses Open-Source-Tool, das direkt in den Chrome-Browser integriert ist. Es bietet umfassende Prüfungen für die Barrierefreiheit Ihrer Webseite, aber auch für Performance, SEO und Best Practices.
- PageSpeed Insights ist ein kostenloses Online-Tool von Google, das die Performance Ihrer Webseite analysiert und konkrete Optimierungsvorschläge liefert, die auch Barrierefreiheit und Nutzerfreundlichkeit beeinflussen können. Es bewertet, wie schnell Inhalte geladen und interaktiv werden, und prüft, ob wichtige Elemente wie Schriftgrößen, Touch-Ziele und Layouts für alle Nutzergruppen – einschließlich Menschen mit Einschränkungen – zugänglich sind. Durch die Kombination aus Labordaten (Lighthouse-Analyse) und realen Nutzerdaten (CrUX) liefert das Tool praxisnahe Hinweise, die sowohl die Ladegeschwindigkeit als auch die Barrierefreiheit verbessern.
- WAVE Accessibility Tool: Das WAVE Accessibility Tool ist eine Online-Lösung, die Ihre Webseite auf Barrierefreiheit analysiert und visuelle Rückmeldungen liefert.
- Screenreader testen: Ein echter Praxistest für die Barrierefreiheit Ihrer Webseite ist die Nutzung von Screenreadern. Diese Tools simulieren, wie blinde oder sehbehinderte Menschen Ihre Seite erleben.
Fazit
Barrierefreiheit ist ein Aspekt, der über reine Benutzerfreundlichkeit hinausgeht und Unternehmen mehrere Vorteile bietet. Eine barrierefreie Webseite verbessert die Zugänglichkeit für alle Nutzer, unabhängig von deren individuellen Einschränkungen, und sorgt für eine optimierte User Experience. Dies wirkt sich positiv auf die Verweildauer und die Conversionrate aus und führt oft zu einer besseren Platzierung in den Suchmaschinen, da barrierefreie Inhalte von Suchmaschinen gut erfasst uns besser bewertet werden.
Zudem schützt Barrierefreiheit vor rechtlichen Risiken, da gesetzliche Vorgaben zunehmend eine inklusive Gestaltung von Webseiten einfordern. Letztendlich ist die Einhaltung von Standards wie den WCAG-Richtlinien auch ein Zeichen von Professionalität der Webseite.